Archiv Stellungnahmen

Erwiderung zur Arzneimittelinformation vom 18.02.2013

"Einsatz von Dekristol 20 000 in der Therapie der Osteoporose"

Sehr geehrte Damen und Herren,

bezugnehmend auf Ihr Schreiben vom 18.02.2013 zum Einsatz von Dekristol 20.000 in der Therapie der Osteoporose möchten wir wie folgt Stellung nehmen:

In Ihrem ersten Satz beziehen Sie sich auf die Leitlinien des Dachverbandes deutschsprachiger osteologischer Gesellschaften zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei Erwachsenen, offenbar aus dem Jahr 2009, und verweisen auf die Empfehlung der täglichen Zufuhr von 800-2000 Einheiten Vitamin D3 bei einem Vitamin D-Mangel.

Tatsächlich heißt es in der Leitlinie:

"Ein schwerer Vitamin D-Mangel lässt sich in der Regel durch eine mindestens 30-minütige tägliche Sonnenexposition von Gesicht und Armen vermeiden (Evidenzgrad C). Bei geringeren Expositionszeiten sollte eine medikamentöse Supplementierung mit 800-2000 E Vitamin D3 täglich oder einer äquivalenten Dosis mehrwöchentlich (z. B. 20.000 IE 3-wöchentlich) in Erwägung gezogen werden (Evidenzgrad B)."

Es ist anzumerken, dass sich diese Ausführungen nicht auf die Basistherapie im Rahmen der medikamentösen osteologischen Behandlung beziehen, sondern auf die Beseitigung eines nachgewiesenen Mangels.

Sie schlussfolgern, dass Dosen über 2000 E Vitamin D3 täglich zu schweren unerwünschten Nebenwirkungen führen können und weisen darauf hin, dass "bei einer z. B. 1 mal wöchentliche Gabe von 20.000 E Vitamin D3 am Einnahmetag die Gefahr der Überdosierung und an den Folgetagen bis zur nächsten Einnahme eine Unterversorung mit dem Pro-Hormon bestehen kann".

Dem ist Folgendes entgegenzusetzen:

Zunächst ist festzustellen, dass Vitamin D3 (Cholecalciferol) kein Prohormon ist. Das Prohormon bzw. die Speicherform 25OHD3 (Calcidiol) entsteht erst durch Hydroxylierung an Position 25 in der Leber. Erst im 3. Schritt entsteht durch Hydroxylierung an Position 1 in der Niere das aktive D Hormon (Calcitriol) 1,25 Dihydroxycholecalciferol.

Vitamin D3 ist lipophil, d. h. es benötigt zum Transport im Blut Carrier-Proteine. Dies wird durch das Vitamin D-binding-protein bewerkstelligt, das im Serum in einer wesentlich höheren Konzentration als Vitamin D3 vorhanden ist (Buillon, R., van Assche, FA., van Baelen, H. et al. Influence on vitamin d-binding protein on serum concentration of 1.25 dihydroxyvitamin D3. Significance of the free 1.25-dihydroxyvitamin D3 concentration. J Clin Invest; 67:589-596, 1981). Dieses Protein übt eine Pufferfunktion aus und kann Vitamin D3-Intoxikationen dadurch vermeiden, dass über 99 % des Vitamin D's an das Bindungsprotein gebunden sind. Dabei wird dieses Bindungsprotein weder reguliert durch den Spiegel von Vitamin D3 noch durch den Spiegel des D-Hormons 1,25 Dihydroxycholecalciferol.

Der wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der Europäischen Kommission hat 2002 zur Sicherheit des Vitamin D3 Stellung genommen: "Eine maximale tägliche Dosis von 50 µg (2000 E) für Jugendliche und Erwachsene inkl. Schwangere und stillende Mütter und 25 µg (1000 E) für Kinder in den ersten 10 Lebensjahren sind von Gesunden ohne Risiko und Nebenwirkungen auch ohne medizinische Aufsicht langfristig einnehmbar. Diese Angabe ist zumindest für Erwachsene vorsichtig und mit einem Sicherheitsfaktor von 2 versehen, d. h. dass eigentlich erst bei über doppelt zu hohen Dosen Nebenwirkungen beobachtet wurden."

Unserer Kenntnis nach wurde diese Aussage des wissenschaftlichen Lebensmittelausschusses der Europäischen Kommission bisher nicht revidiert.

Bei einer wöchentlichen Einnahme von 20.000 E Vitamin D3 resultiert eine tägliche Dosis von knapp 3.000 IE. Diese Dosis läge also innerhalb der Empfehlungen des wissenschaftlichen Lebensmittelausschusses der Europäischen Kommission. Tatsächlich erfolgt in der Praxis die Empfehlung zur wöchentlichen Einnahme von 20.000 E Vitamin D3 nur im Fall eines nachgewiesenen Vitamin D-Defizites oder Mangels bis zum Erreichen des angestrebten Serumspiegels.

Nachfolgend wird das Einnahmeintervall verlängert.

Der Einsatz von Dekristol 20.000 in der Therapie der Osteoporose bietet: Die Möglichkeit der raschen Behebung eines Vitamin-Defizits oder -Mangels, stellt es eine sichere Therapie dar, wie Sie dem oben aufgeführten entnehmen können und ist bei der oft umfangreichen Co-Medikation unserer Osteoporose-Patienten Compliance-fördernd.

Wir bitten um kurzfristige Richtigstellung Ihres Anschreibens an die Verordner.

Mit freundlichen Grüßen

Dipl.-Med. Alexander Defèr

Vorsitzender des Bundes der Osteologen Sachsen e. V.

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